Aus der Geschichte des Löwen

Das Hotel „Goldner Löwe“ hat eine lange und bewegte Geschichte. Sie geht auf zwei ursprünglich voneinander getrennte Gasthöfe an der unteren Ecke des Marktplatzes zurück, deren sehr unterschiedliches Ambiente bis heute spürbar ist. Die erste amtliche Erwähnung der beiden Wirtshäuser „Zum weißen Hirsch“ und „Zum roten Löwen“ erfolgte 1656 und erscheint für unser Haus wenig schmeichelhaft. Damals brach nämlich durch „Verwahrlosung im Stalle des niederen Gasthofes“ ein schwerer Stadtbrand aus. Wann jedoch die Wirtshäuser erbaut wurden, lässt sich leider nicht mehr genau rekonstruieren. Es gilt jedoch als sicher, dass es bereits lange vor der Verwüstung Stolpens durch die Kroaten im Jahre 1632 an dieser Stelle des Stolpener Marktes Wirtschaften und Herbergen gab. Die beiden Basaltkeller, die das Fundament unseres Hotels bilden und zu den weltweit einmaligen Basaltgewölben Stolpens gehören, dürften somit über 500 Jahre alt sein.

Im Mittelalter logierten in „Löwe“ und „Hirsch“ die Reisenden, die an der Postkutschenstation auf dem Stolpener Markt ankamen. Die Kutschen wurden im Innenhof abgespannt, und die Pferde „bewohnten“ die Ställe, die mit ihren herrlichen Kreuzgewölben ebenfalls bis heute erhalten sind.

Im Jahre 1706 ereignete sich der Besuch des Königs von Dänemark, woran die Bleiglasfenster im Löwen erinnern.

Zur Vereinigung beider Häuser kam es im Jahr 1890, auch wenn sie zunächst weiter als getrennte Hotels („Hotel zum Hirsch“ und „Hotel Goldner Löwe“) auftraten. 1920 erfolgte der große Umbau in die heutige einheitliche Bauform mit Festsaal, den wir der weitsichtigen und wohlhabenden Amalie Püschner verdanken. Bis zum II.Weltkrieg war der „Löwe“ ein erstklassiges Hotel und Restaurant, das man als „Schmuckkästchen der Stadt Stolpen“ bezeichnete. Bis 1962 blieb das Haus in Familienbesitz – interessanterweise im Stamme der heutigen Eigentümer. Aber auch in staatlicher Hand war die „HOG Goldner Löwe“ das Erste Haus am Platz. Leider wich die Bemalung des Festsaals einer grauen Rasterdecke der „Sozialistischen Moderne“ – dennoch waren die Tanzabende im „Löwen“ legendär. Bis heute schwärmen viele Stolpener und wissen manch romantische Geschichte zu erzählen.

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands ging das Hotel erneut in Privatbesitz über und wurde auf modernen Standard z.B. mit separaten Bädern gebracht – allerdings auf eher einfachem Niveau. Doch im Jahre 2000 wurde quasi über Nacht der Betrieb eingestellt. Der „Löwe“ verfiel in einen Dornröschenschlaf, als wäre er bis gestern in Betrieb gewesen – sogar das Fett war noch in den Pfannen. Für Stolpen bedeutete das Aus des „Goldnen Löwen“ zugleich, dass sich der touristische Betrieb fast ausschließlich auf die Burg beschränkte. Der wunderschöne Marktplatz blieb selbst an fröhlichen Sommertagen einsam und leer.

Die Frauenärzte Dr. Justine Büchler und Dr. Sven Hildebrandt waren auf der Suche nach einem geeigneten Tagungshaus für ihre Kongresstätigkeit und verliebten sich auf Anhieb in das schlafende Hotel. Der Gedanke, gemeinsam mit anderen engagierten Stolpnern den Marktplatz wiederzubeleben und den „Goldnen Löwen“ in altem Glanz erstrahlen zu lassen, war verlockend. Aber die beginnende Finanzkrise dämpfte die Hoffnungen auf eine schnelle und umfassende Wiederinbetriebnahme und erzwang eine schrittweise Sanierung.

2008 wurde das Café in Betrieb genommen und durch den fast mediterran wirkenden Freisitz neben dem Marktbrunnen ergänzt. Es war eine großartige Leistung des Löwen-Teams, trotz äußerst beengter Bedingungen einen Restaurantbetrieb zu etablieren. Es folgten die historischen Basaltkeller und der romantische Innenhof- beide wurden zu beliebten Veranstaltungsorten für die Stolpner und ihre Gäste. 2011 erlebte Stolpen die feierliche Wiedereröffnung des Festsaals – und hat damit sein kulturelles Herz zurückerhalten. Mit der Inbetriebnahme der ersten Hotelzimmer ist der Umbau lange nicht geschafft. Es werden das traditionelle Wirtshaus, die übrigen Zimmer und ein schöner Wellnessbereich in den historischen Ställen folgen.